Hier findest du allgemeine Informationen über die ICF.
Die ICF – Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit – ist ein Klassifikationssystem der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Sie beschreibt nicht nur Krankheiten, sondern auch, wie sich diese auf den Alltag eines Menschen auswirken.
Statt nur die Diagnose zu betrachten, schaut die ICF auf das ganze Leben:
Was kann jemand noch tun? Was fällt schwer? Welche Umweltfaktoren helfen oder hindern? Welche persönlichen Stärken bringt die Person mit?
Die ICF ermöglicht so einen ganzheitlichen Blick auf Gesundheit, Behinderung, Teilhabe und Lebensqualität.
Die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt und dient als standardisierte Sprache zur Beschreibung von Funktionsfähigkeit und Behinderung.
ICF ist die Abkürzung für International Classification of Functioning, Disability and Health. Die deutsche Bezeichnung lautet Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit.
Diese Klassifikation ist weltweit gültig und wurde im Jahr 2001 von der WHO verabschiedet.
Allgemeines Ziel der ICF-Klassifikation ist, in einheitlicher und standardisierter Form eine Sprache und einen Rahmen zur Beschreibung von Gesundheits- und mit Gesundheit zusammenhängenden Zuständen zur Verfügung zu stellen.
Die ICF ist eine bio-psycho-soziale Klassifikation. Dabei geht es nicht nur um eine Diagnose (den ICD-10-Code). Sie betrachtet nicht nur die körperlichen Symptome einer Krankheit, sondern den Menschen in seiner ganzen Lebensrealität.
Biologisch:
Hier geht es um den medizinischen, körperlichen Teil.
Welche körperlichen Funktionen oder Strukturen sind betroffen?
Welche Einschränkungen gibt es z. B. beim Gehen, Bewegen, bei Organfunktionen?
Beispiel: Eine Patientin mit einer Hüft-TEP hat eingeschränkte Beweglichkeit im Hüftgelenk (ICF-Code b710).
Psychisch:
Auch das seelische Empfinden und Erleben spielen eine wichtige Rolle.
Wie geht der/die Patient*in mit ihrer Einschränkung um?
Hat er/sie Ängste, Frustration oder Motivationsprobleme?
Gibt es depressive Verstimmungen, z. B. nach einem langen Krankenhausaufenthalt?
Beispiel: Eine Patientin ist verunsichert nach dem Sturz und traut sich nicht, allein aufzustehen – obwohl sie körperlich dazu in der Lage wäre.
Sozial:
Der soziale Kontext beeinflusst die Genesung stark.
Hat der/die Patient*in Unterstützung von Familie, Freunden oder Pflegekräften?
Gibt es Barrieren im Wohnumfeld?
Ist er/sie im Alltag eingebunden – oder isoliert?
Beispiel: Eine Tochter kommt täglich vorbei und hilft – das verbessert die Selbstversorgung und Teilhabe deutlich.
Die ICF bietet einen ganzheitlichen Blick auf die Funktionsfähigkeit, indem sie nicht nur Krankheiten oder Behinderungen bewertet, sondern auch individuelle Fähigkeiten und Umweltfaktoren einbezieht.
Beispiel: Stell dir vor, jemand hat nach einem Schlaganfall Probleme mit der Bewegung eines Arms. Die ICF schaut nicht nur darauf, was nicht mehr funktioniert (Defizite), sondern auch darauf, welche Fähigkeiten noch da sind (Ressourcen) und wie das Umfeld helfen kann – zum Beispiel mit Physiotherapie, Hilfsmitteln oder Anpassungen am Arbeitsplatz.
Weltweit einheitliche Sprache:
Die ICF bietet eine standardisierte Sprache zur Beschreibung von Funktionsfähigkeit und Gesundheit, die weltweit anerkannt und angewendet wird. Dies erleichtert die Kommunikation und den Vergleich von Daten auf globaler Ebene.
Einheitliche Kommunikation innerhalb verschiedener Institutionen:
Durch die einheitliche Sprache der ICF wird die Kommunikation zwischen unterschiedlichen Fachbereichen, wie Ärzten, Physiotherapeuten und Krankenkassen, verbessert. Alle Beteiligten sprechen die gleiche „Sprache“ und können somit ein gemeinsames Verständnis für die Situation der Patient*innen entwickeln.
Bezug zur Funktionalität:
Neben der Struktur und Funktion von Körperteilen betrachtet die ICF auch die funktionalen Auswirkungen von Gesundheitszuständen auf das tägliche Leben. Dies fördert eine ganzheitliche Betrachtung der Patient*innen, die sowohl die medizinischen als auch die funktionalen Aspekte einbezieht.
Die ICF wird nicht nur im Gesundheitswesen genutzt, sondern auch in Bildung, Sozialwesen, Politik und Forschung, um individuelle Bedürfnisse besser zu verstehen.
Grundlage für Therapie- und Hilfsmittelentscheidungen
Statistisches Instrument
Forschungsinstrument
Unterstützung für Sozialpolitik
Pädagogisches Instrument
Für Lehrkräfte und Dozent*innen, die die ICF verständlich und praxisnah vermitteln wollen
Für Reha-Teams, Pflegepersonal und Ärzt*innen, um gemeinsam an individuellen Lösungen zu arbeiten
Für interessierte Laien oder Angehörige, die die Lebenssituation besser verstehen wollen
Die ICF hilft dabei, physiotherapeutische Befunde klar zu strukturieren
Sie unterstützt das Formulieren sinnvoller Therapieziele, die sich am Alltag der Patient*innen orientieren
Sie dient als Grundlage zur Verlaufskontrolle und Dokumentation von Fortschritten
In Reha, Klinik oder Praxis ermöglicht sie eine einheitliche Kommunikation im interdisziplinären Team
👉 Weitere Infos findest du auf den Seiten ICF-Struktur und ICF-Befund.
Die ICF macht es einfacher, Funktionsfähigkeit und Einschränkungen ganzheitlich zu verstehen, Menschen individuell zu unterstützen und das Gesundheitssystem gerechter zu gestalten.
Die ICF dient als wissenschaftliche Grundlage, um zu erkennen, wie Krankheiten oder Einschränkungen das tägliche Leben beeinflussen.
Die ICF sorgt für eine gemeinsame, klare Sprache, damit Ärzte, Therapeuten, Pflegekräfte und Sozialarbeiter genau verstehen, welche Einschränkungen bestehen und welche Unterstützung nötig ist.
Durch die ICF können Länder, Disziplinen im Gesundheitswesen, Institutionen und Forscher international vergleichen, wie sich Einschränkungen weltweit auswirken.
Mithilfe der ICF und der ICD-10-Codes können Diagnosen verschlüsselt werden und die Daten der Patient*innen geschützt werden.
Die ICF beschreibt den Gesundheitszustand und die Lebenssituation eines Menschen mithilfe von standardisierten Codes. Diese sogenannten ICF-Codes dienen dazu, Körperfunktionen, Strukturen, Aktivitäten, Teilhabe und Kontextfaktoren systematisch zu erfassen.
Ein ICF-Code besteht aus einem Buchstaben und mehreren Ziffern:
b = Körperfunktionen (body functions)
s = Körperstrukturen (structures)
d = Aktivitäten und Partizipation (doing)
e = Umweltfaktoren (environment)
➡ Beispiel: d450.2 = Mäßiges Problem beim Gehen
Die ICF ist hierarchisch gegliedert – von grob (1-stellig) bis sehr detailliert (4-stellig):
| Ebene | Beschreibung | Anzahl möglicher Codes |
|---|---|---|
| 1-stellig | Grobe Einteilung | 34 Codes (z. B. b1–b8, s1–s8, d1–d9) |
| 3-stellig | Praktisch verwendete Tiefe | 362 Codes |
| 4-stellig (Detail) | Speziell für Reha/Geriatrie | bis zu 1424 Codes |
In der Praxis reicht meist eine dreistellige Ebene, also z. B. d450 (Gehen), um eine Funktion oder Aktivität präzise zu beschreiben.
In der Regel werden 3 bis 18 Codes verwendet, um eine Person umfassend zu beschreiben – auf der zweiten Gliederungsebene (dreistellig).
Mehr Details (z. B. vierstellige Codes) werden nur in speziellen Bereichen wie Rehabilitation oder Geriatrie benötigt.
| Element | Bedeutung |
|---|---|
| d | Aktivitäten und Partizipation |
| 450 | Gehen |
| .2 | Mäßiges Problem (25–49 %) |
➡ d450.2 bedeutet also:
„Die Person hat ein mäßiges Problem beim Gehen.“
Das entspricht einer Beeinträchtigung von ca. 25–49 % der normalen Gehfähigkeit.
Medizin & Therapie: zur Befunderhebung und Zieldefinition
Reha & Pflege: zur Planung und Bewertung von Maßnahmen
Erhebungen & Statistiken: in Kliniken, bei Krankenkassen oder für Forschung
ICF-Codes ermöglichen eine klare, international verständliche Dokumentation der funktionellen Gesundheit – kompakt, systematisch und vergleichbar. Sie machen sichtbar, wo Einschränkungen bestehen und was gut funktioniert.